Vaterliebe

Vaterliebe

„Was für eine komische Veranstaltung ist das denn? Es werden nette Geschichten erzählt, die aber nichts mit meiner Erfahrungswelt zu tun haben. Es wirkt schon fast kindisch auf mich. Wo bleibt bei dem Ganzen unser Verstand?“ Das waren meine Gedanken beim Zoom-Treffen zur zweiten Einheit „Gott hören & die prophetischen Gaben des Heiligen Geistes“ der Encounter Sommer-Intensiv-Schule.

Und dann wieder diese Fragen von Alexandra. Schon beim ersten Treffen tat ich mich schwer sie zu beantworten. Und diesmal soll ich Gott fragen: „Gott, welches Spiel möchtest Du mit mir spielen und was ist das Besondere an diesem Spiel?“.

Alles in mir wehrt sich gegen diese „dumme“ Frage. In mir ist nur der Gedanke: „Ich habe keine Freude am Spielen!“. Und dann kommt noch die Zweier-Übung bei der ich ausgerechnet mit Bernadette zusammen bin. Für sie hatte Alexandra in der großen Gruppe ein prophetisches Wort, das für sie gepasst und sie sehr berührt hat.

Da bin ich nun mit meiner Ablehnung. Ich überlasse mich aber dennoch dem Psalm 23. Bernadette stoppt bei ‚Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt.‘. Sie hat das Bild vor Augen, wo Samuel David gesalbt hat, und spürt das Wort ‚Herz – Gott sieht Dein Herz‘. Puh, das war gut. Ja, mein Herz. Ich weiß, wie es sich ein Leben lang um Angenommen-Sein bemüht hat … Wie es versucht im Leben einen guten Weg zu gehen. Wie es kämpft und nicht aufgibt, auch wenn es immer wieder fällt. „Und Du, Gott, siehst mein Herz …“

Am nächsten Morgen lese ich in meiner Stillen Zeit nochmal meine Aufzeichnungen des Abends und komme wieder zu dieser Frage „Gott, welches Spiel würdest Du mit mir spielen wollen? Und warum?“.

In meinem Leben habe ich gelernt, dass, wenn mich bestimmte Personen oder Situationen aufregen bzw. ich sie ablehne, etwas Unheiles dahinter sein kann. Gott möchte diese verborgenen Dinge ans Licht bringen und heilen. Und jetzt erkenne ich, was diese Frage soll. Ich hatte keine einfache Kindheit, vielleicht kann man sogar sagen, eine verlorene Kindheit? Das gilt sicherlich, wenn man davon ausgeht, dass die Kindheit unbeschwert sein soll. Drückt sich eine unbeschwerte Kindheit nicht auch in einem unbeschwerten Spielen-Können aus? Das konnte ich jedenfalls nicht. Auch wurde mir in meinem Leben schon so manches Mal übel mitgespielt bzw. wie man so schön sagt, mit mir wurde ein böses Spiel gespielt. Ich verstehe nun, warum ich am Vortag keine Freude am Spielen hatte.

Vater und SohnFoto: Kelli McClintock, unsplash
Foto: Kelli McClintock, unsplash

Traurigkeit steigt in mir auf und Tränen fließen … Jetzt stelle ich mir vor, wie ich bei Gott-Vater bin. Und ja, wir spielen – nicht direkt – sondern wir sind wie Vögel am Himmel und gleiten frei und leicht durch die Lüfte. Wir lassen uns treiben vom Wind, von der Leichtigkeit, einfach so; ich ganz nah bei meinem Papa, ER bei mir, ich an SEINER Seite. Stille, Frieden und Freiheit. Es ist so schön. Gleichzeitig kann ich meine (verlorene) Kindheit betrauern und Abschied von ihr nehmen, sie (ein großes Stück) hinter mir lassen. Und ich spüre, wie sich langsam eine neue Sicherheit in meinem Herzen ausbreitet.

Diese Tage sind so heilsam. Ich habe die Vaterliebe Gottes so noch nie spüren dürfen. Danke Alexandra und Team für diesen wichtigen Abend, für diese wichtige Frage!

Donnerstag, 20.7.23
Michael Hochmuth

P.S.
Drei Tage vor diesem Zoom-Treffen schaute ich mir den Film „I can only Imagine“ an. Es wirkt heute auf mich, als sei dieser Film eine Vorbereitung auf die Begegnung gewesen. Der Film ist eine Geschichte über die Kraft der Vergebung und wurde nach einer wahren Geschichte geschrieben. Film bei Youtube: I can only Imagine.

P.P.S.
Wer die Gefühle von Verlassenheit, Selbstverachtung, Davonlaufen wollen und Verleugnung kennt, wer als Kind nicht das bekommen hat was er eigentlich gebraucht hätte, oder wer heute unter Leistungsdruck und Perfektionismus leidet, dem sei dieser Vortrag auf YouTube empfohlen: Vaterwunde(r).