Der zweite Satz

Der zweite Satz

Die Geschichte des Pfr. von Ars mit dem Bauern

Am Gedenktag des hl. Pfarrers von Ars (4. August), erinnerte ich mich an diese Geschichte und die Ausführungen, die mir ein Bekannter dazu gab. Er hatte sie selbst im Zusammenhang mit Exerzitien geschenkt bekommen:

Der Pfarrer von Ars fragte einmal einen Bauern, der in der Anbetung verweilte: „Was tust du denn hier die ganze Zeit über?“ Der Bauer gab im Französischen zur Antwort: „Monsieur le Curé, je ne lui dis rien. Je l’avise et il m’avise. Je le regarde, il me regarde.“

Der zweite Satz: „Je l’avise et il m’avise.“ wird bei den deutsch-sprachigen Übersetzungen i.d.R. weggelassen, sodass der Eindruck entsteht, dass der Bauer nichts sagend die ganze Zeit vor dem Allerheiligsten im Schauen auf Jesus verweilte.

Das französische Verb „avise“ wird im Deutschen mit „avisieren“ übersetzt und bedeutet soviel wie: „das Bevorstehen von etwas ankündigen“ bzw. „benachrichtigen“.

In diesem Kontext „benachrichtigte“ der Bauer zuerst Jesus über etwas Wichtiges; er setzt Jesus im Gebet zunächst in Kenntnis von etwas, das ihm wichtig war. Und im Kontext von „m’avise“ benachrichtigt Jesus sinngemäß dann den Bauer darüber, dass seine Anfrage bei Ihm (Jesus) in Bearbeitung ist und dass Er (Jesus) sich etwas einfallen lässt – sich darum kümmert. Erst nach dieser Rückmeldung des Herrn fährt der Bauer fort: „Ich schaue Ihn an und Er schaut mich an. Das genügt.“

Bei diesen Exerzitien, führte der Exerzitienleiter hierzu weiter aus, dass der Bauer nicht „bloß“ da saß und Jesus einfach „nur“ anschaute, sondern zu Beginn der Anbetung ging ein Avisieren voraus.

Ich finde diese Gedanken sehr tröstlich. Sie nehmen mir den Druck, dass ich in der stillen Anbetung keine Gedanken haben soll. Früher versuchte ich sie sogar immer „wegzudrücken“ – auch durch allerlei Ablenkungen. Nein, ich darf jeden Gedanken, der in mir aufsteigt, zu Jesus bringen, Ihn eine kurze Info geben (Jesus, schau mal: diese Erlebnis …, dieses Situation …, dieses Problem …, mein Anliegen …, mein Dank für …), Ihn kurz und knapp benachrichtigen, ohne viele Worte zu verlieren, um dann in die Betrachtung, ins Schweigen zugehen und Ihn anzuschauen. Ich spüre dann, wie Er mich anschaut. Und ja, ich kann auch wahrnehmen, dass Er sich kümmert.

So beginnt in mir etwas zu „schwingen“. Der Raum zwischen Jesus und mir ist dann nicht mehr leer und es fällt mir viel leichter die Stille auszuhalten. Das ist echt eine interessante Erfahrung, die ich in der letzten Zeit machen darf.

Michael Hochmuth

P.S.
Herzliche Einladung zum nächsten 24/2 Gebet mit Eucharistischer Anbetung