Bericht vom Glaubenskurs mit Michael und Patricia Papenkordt
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Bereits zum dritten Mal fand in diesem Jahr ein Glaubenskurs mit Michael und Patricia Papenkordt von der Sankt Andreas Schule für Evangelisierung statt. Überschrieben war der Kurs mit dem Titel „Jesus in den vier Evangelien“. In kurzweiligen und lebendigen Einheiten wurde die ganze Schönheit des christlichen Glaubens vermittelt.
Gott spricht zu Seinen Kindern. So wie Er es schon seit Jahrtausenden tut, so tat Er es auch in Aiterhofen beim Glaubenskurs mit Michael und Patricia Papenkordt aus Mannheim. An zwei Wochenenden (16.-18.1. und 27.2.-1.3.15) begegneten die 35 Teilnehmer der Person Jesu und Seiner Kraft, die in Seinem Wort begründet ist. Wir konnten erleben, wie Er jeden einzelnen durch die Evangelien direkt anspricht. Die beiden Referenten schenkten uns einen neuen Blick auf diese vier Evangelien. Markus, Matthäus, Lukas und Johannes wurden uns zu vier Freunden, die uns, wie den Gelähmten in Karfarnaum auf einer Trage zu Jesus herab liesen (vgl. Mk 2,3).
Zu jedem Evangelium waren die Vorträge der Referenten nach einem einheitlichen Schema aufgebaut: Was für eine Person ist der Evangelist? Was ist an seinem Evangelium das Typische? Wie beschreibt er Jesus und welche Botschaft möchte er weiter geben?
Durch verschiedene Übungen zwischen den Vorträgen erhielten wir einen neuen Zugang zu altbekannten Bibelstellen. Wir erfuhren, dass, wenn Gott spricht und wir Ihm mit offenen Herzen zuhören, Er in uns wirkt, uns wandelt und wir Seine Liebe, Barmherzigkeit und väterliche Fürsorge erfahren. Im Hören auf Sein Wort lernten wir Ihn neu kennen und dadurch tiefer lieben. Das Reden von Jesus wird uns nach diesem Kurs sicher nicht länger eine schwierige Pflicht, sondern eine große Freude sein.
Im Folgenden ein Versuch, den Inhalt des Kurses in knappen Sätzen zusammenzufassen:
Markus
Markus, der aus einer eher wohlhabenden Familie stammte und behütet aufwuchs, kann als Erfinder der neuen Literaturgattung „Evangelium“ bezeichnet werden.
Er hat als Erster sein Evangelium geschrieben. Er kannte viele der wichtigsten Personen der Urkirche persönlich und damit auch ihre menschlichen Schwächen. Trotzdem hielt ihn das nicht davon ab, die Frohe Botschaft weiterzugeben. Das Markusevangelium ist zugleich das kürzeste Evangelium von allen. In nur 16 Kapiteln beschreibt uns Markus einen faszinierenden Jesus, in den wir uns verlieben sollen. In einer lebendigen Sprache wird Jesus für den Leser sichtbar und wir können die 18 Wunder, von denen Markus berichtet, selbst miterleben. Markus legt in diesem kurzen Evangelium den Schwerpunkt auf die Kernbotschaft (Kerygma): Jesus ist für unsere Sünden gestorben und für unsere Gerechtigkeit auferstanden. Er ruft uns zu: „Siehst Du Jesus?“
Matthäus
Matthäus, der frühere Steuereintreiber und Zöllner, kann vor seiner Begegnung mit Jesus als einer der „Schlechten“ bezeichnet werden.
Durch das Wort, das Jesus zu ihm spricht: „Folge mir nach!“ (Mt 9,9), drehte sich sein Leben völlig in eine andere Richtung. Dieses Wort enthielt die Gnade, die Matthäus brauchte, um dem Herrn zu folgen. Sein Evangelium besteht aus 7 Teilen: Aus einer Einleitung, einem Schluss und den dazwischenliegenden fünf große Reden Jesu. Dadurch wird die Bedeutung des Wortes bei Matthäus deutlich. Zudem kannte er das Alte Testament gut und verwendet mehr als 40 Zitate aus ihm. So zeigt er die Kontinuität zwischen Altem und Neuem auf („Das Neue im Alten verborgen und das Alte im Neuen erschlossen“, Dei Verbum). Insgesamt 16 Hinweise zeigen, dass sich mit Jesus die Schrift erfüllt hat.
Dieses katechetische Evangelium schildert das Drama des auserwählten Volkes, das den Messias ablehnt. Nicht die Frommen, nicht die Schriftgelehrten und Pharisäer gelangen zu Jesus, sondern Huren und Betrüger; kurz gesagt Sünder. Könnte es deshalb nicht auch eine Frohe Botschaft für uns sein? Matthäus frägt: „Hörst Du Ihn?“
Lukas
Lukas war kein palästinensischer Jude und hatte dadurch einen weiteren Blick. Er kannte Jesus nicht persönlich und er war ein treuer Begleiter des Paulus.
Er war bei den Leuten angesehen, gebildet und die Bedeutung der Frauen war ihm wichtig. Er schreibt für Nicht-Juden. Sein Evangelium ist für „Sünder“ geschrieben und von Anfang an an alle gerichtet. Das Erbarmen des Herrn ist bei ihm greifbar. Das Herausragendste bei Lukas ist deshalb der barmherzige Jesus, der sein Gegenüber versteht und dem Verlorenen nachgeht. Die universale Erlösung der Sünder ist der rote Faden, der sich durch dieses Evangelium zieht. Es ist das Evangelium des Heiligen Geistes und von Armut und vom Loslassen von Dingen und Bindungen geprägt. Grundlage des Loslassens muss dabei unsere Liebe sein. Die daraus resultierende Freiheit ist Voraussetzung zur Nachfolge Jesu (vgl. Lk 9,23f). In ihr ist eine Freude, die mit nichts zu vergleichen ist. Lukas zeigt, dass die Initiative zur Rettung des Menschen vom Herrn ausgeht (vgl. Lk 15,3ff). Er zeichnet einen betenden Jesus, der uns ermutigen will stillzuhalten. Er weiß, dass unser Hang alles selbst machen und kontrollieren zu wollen gegen die Ganzhingabe an Gott steht. Auch die letzte Lehre Jesu vor Seiner Passion (Das Opfer der Witwe, vgl. Lk 21,2f.), die uns Lukas schildert, behandelt eine entscheidende Frage für unser Heil: Es ist nicht wichtig was ich gebe, sondern vielmehr: Wie ich gebe bzw. was ich zurück halte.
Johannes
Das Johannesevangelium unterscheidet sich von den drei anderen grundlegend. Es wurde als letztes der vier Evangelien um ca. 100 n. Chr. geschrieben. Die Christenverfolgung und der Streit mit den Juden waren im vollen Gange.
Jahrzehnte nach der Auferstehung Jesu und dem Pfingstereignis hatte der Hl. Geist bereits viel gewirkt. Johannes schreibt für Menschen, die sich nach Jesus ausstrecken, um in Ihm zu bleiben und in Ihn verwandelt zu werden. In seinem Evangelium stellt Jesus sich selbst vor. Um tiefer in dieses Evangelium vorzudringen und seine Bedeutung besser zu erkennen, stellte uns Michael Papenkordt sieben „Schlüssel“ vor:
Der erste Schlüssel betrifft die Aussage „Johannes, der Lieblingsjünger“ bzw. „…der Jünger, den Jesus liebte“ (vgl. Joh 13,23; Joh 19,26; Joh 20,2; Joh 21,7; Joh 21,20). Wie kann diese Aussage verstanden werden? Jesus‘ Liebe ist doch zu jedem Menschen gleich, Er nimmt keine Abstufung vor. Den Unterschied macht, dass sich Johannes von Jesus bedingungslos geliebt weiß. In diesem Sinne kann auch jeder von uns zum Lieblingsjünger werden.
Ein zweiter Gesichtspunkt ist die symbolische Sprache, die Johannes verwendet, mit ihr kann mehr als nur durch reine Fakten vermittelt werden. Es ist wie mit einem Boot, das sich auf der Wasseroberfläche befindet, und von dem aus man deutlich weniger sieht, als von einem U-Boot, das in die Tiefe abtaucht. Dadurch kann der Schatz, der am Grund liegt, eher wahrgenommen werden.
Anders als die drei übrigen Evangelisten berichtet Johannes nicht von Wundern, die Jesus tat, sondern er nennt sieben Zeichen Jesu. Dies kann als der dritte Schlüssel verstanden werden: Zeichen übertreffen die Bedeutung einer Tat. Das Beispiel einer kleinen Glühbirne sollte uns das verdeutlichen: Brennt sie in einer roten Ampel, ist sie in der Lage einen 40 Tonnen LKW zum Stehen zu bringen. Die sieben Zeichen bei Johannes sind: Das Weinwunder von Kana, die Heilung des Beamtensohnes, die Heilung des Kranken am Betesda-Teich, die große Speisung, der Gang Jesu auf dem Wasser, die Heilung des Blinden und die Auferweckung des Lazarus.
Die sieben großen „Ich bin-Worte“ von Jesus sind der vierte Schlüssel und stehen dafür, was Jesus für mich sein möchte: Er möchte Teil von mir werden (Brot des Lebens, Joh 6,48); meine Licht- und Wärmequelle sein (Licht der Welt, Joh 9,5); mir Schutz geben (Tür zu den Schafen, Joh 10,7); Beschützer sein, der bei Gefahr nicht wegläuft (der gute Hirt, Joh 10,11); die Quelle des ewigen Lebens sein (die Auferstehung und das Leben, Joh 11,25); zu meiner Offenbarung werden (der Weg und die Wahrheit und das Leben, Joh 14,6) und die Grundlage sein, damit mein Leben fruchtbar wird (der wahre Weinstock, Joh 15,1).
Im fünften Schlüssel zeigt sich uns Jesus als die Neuheit: Er ist die neue Jakobsleiter, der neue Mensch, der neue Tempel, der neue Bräutigam, das neue Lamm, der neue Jakobsbrunnen und die neue Kupferschlange.
Der sechste Schlüssel zum tiefen Verständnis, wer Jesus ist und was Er getan hat, ist Sein Tod am Kreuz. Es ist nicht bloß ein grausamer Mord der geschieht, sondern Jesus bringt sich aus Liebe zu uns Menschen freiwillig und souverän als Opfer dar. So wird sein Sterben zur Vollendung des Ganzen, zum glorreichen Sieg über den Tod. Im Wort „Es ist vollbracht!“ (vgl. Joh. 19,30) weiß Jesus, dass nichts und niemand mehr diese Erlösungstat rückgängig machen kann.
Der siebte Schlüssel schließlich führt uns zu Thomas, der nicht einfach nur ein Zweifler ist. Er ist jemand der seinen Glauben nicht von anderen übernehmen, sondern eine eigene Erfahrung mit dem Auferstandenen machen, ja Ihm begegnen möchte. Alles was in den Evangelien geschildert ist, ist nur dazu da, damit Thomas sagen kann: „Mein Herr und mein Gott!“ Dieses persönliche und rückhaltlose Bekenntnis soll zu meinen Satz werden, dies geschieht indem auch ich Jesus begegne.
Die Tage in Jugendhaus der Franziskannerinen von Aiterhofen – wir bedanken uns bei den Schwestern im Haus für die hervorragende Unterbringung – waren wie ein Feuerwerk des Glaubens. Jetzt ist es an uns, dass wir unsere Trage nehmen und gehen …
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